TRAILER

Final Portrait

Drama, Großbritannien 2017, 94 min

Alberto Giacometti bietet einem jungen Mann, dem angehenden Schriftsteller und Freund der schönen Künste James Lord an, ein Porträt von ihm zu malen. Es ist das Jahr 1964. Giacometti ist weltberühmt, auf dem Höhepunkt seines Schaffens und Lord sagt geschmeichelt zu, zumal der Meister wenig Zeit veranschlagt. Fasziniert kommt der junge Mann zu den Sitzungen und gerät in den Sog der spezifisch giacomettischen Arbeitsweise. Der große Perfektionist gibt herrische Anweisungen, grantelt, schreit und übermalt wieder und wieder Teile des angefangenen Werkes. Aus Stunden werden Tage, dann Wochen, seine bevorstehende Abreise verschiebt der Schriftsteller wieder und wieder. Es kommt vor, dass Giacometti gänzlich an seinem Werk zweifelt, Termine absagt oder spontan das Atelier verlässt und ins Bistro rennt. Lord erlebt hautnah die Konflikte und Spannungen zwischen dem Künstler, der Ehefrau und einer blutjungen Geliebten. Herausragende Künstler müssen nicht zwangsläufig gute Menschen sein…
Kein Geringerer als Geoffrey Rush spielt den großen Alberto Giacometti, und er zeigt vor allem die charmante Seite von dessen, nun ja, Verschrobenheiten. Das heftige Leben Giacomettis, sein Ringen um die Form, seine permanenten Selbstzweifel gewittern überzeugend in Rushs ausdrucksstarkem zerklüfteten Antlitz, zu dem das unverbrauchte glatte Gesicht des Modells (Armie Hammer) in aufregendem Kontrast steht. Den Frauen (Sylvie Testud als Annette Giacometti und Clémence Poésy als Caroline) fallen mit dem Kampf um die Aufmerksamkeit des genialen Mannes wenig schmeichelhafte Nebenrollen zu. Regisseur Stanley Tucci verantwortet auch das Drehbuch und hat mit »Final Portrait« einen klassischen Künstlerfilm gedreht, der um das exzentrische Genie kreist und mit der brillanten Darstellungskunst Geoffrey Rushs punktet.
Grit Dora