Howl - Das Geheul

Drama, USA 2010, 85 min

Wir schreiben das Jahr 1957: Wirtschaftskrise und Krieg gehören der Vergangenheit an, die Moderne bricht sich Bahn. Nicht so in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Corpus delicti ist das umfangreiche Gedicht »Howl« (dt. „Das Geheul“) von Allen Ginsberg.
Der stammte aus einem linken Elternhaus, lebte mit einem Mann in einer Wohngemeinschaft und bekannte sich frühzeitig zu seiner Homosexualität. Für eine Verurteilung sind also alle Voraussetzungen gegeben. Doch nicht er steht vor Gericht, sondern der Verleger der ohnehin nur kleinen Auflage - wegen Verbreitung „obszönen Schrifttums“, wie es heißt. Nicht politisch will man Ginsberg und sein Schaffen angreifen, sondern man spricht der Lyrik aufgrund ihrer direkten und derben Sprache kurzerhand den Status der Kunst ab. Ginsberg war zu dieser Zeit als Schriftsteller keineswegs etabliert - mit »Howl« präsentierte er ein prophetisches Meisterwerk, das ihn bekannt machte. Er studierte Recht an der Columbia University in New York, lernte dort unter anderem Jack Kerouac und William S. Burroughs kennen und William Carlos Williams wurde sein Förderer und Mentor. Das Verfahren geriet zum direkten Angriff auf die Rede- und Kunstfreiheit.
Der Film stellt die wichtigsten Teile des Prozesses anhand der Gerichtsakten nach, Ginsberg (gespielt von James Franco) rezitiert und ist in einem fiktiven Interview zu hören, ergänzt durch Kommentare und illustriert mit Animationen, die auf Zeichnungen des Ginsberg-Mitarbeiters Eric Drooker basieren. Ein echtes Werk der Beat-Generation nimmt uns mit auf eine imaginäre Reise durch den Geist des Künstlers.
Ganz wider Erwarten endet der Prozess mit einem Freispruch ersten Grades, und so hat ein konservativer Richter dem modernen Amerika ein Stück weit zum Durchbruch verholfen.