9. Mai 2014

Wir sind alle super!

Im Cinemaxx »The Lego Movie« gucken
Wir sind alle super!
Lego ist ein schönes, Menschen verbindendes Thema. In Frauenzeitschriften etwa beschreiben Autorinnen gern, wie sie das beliebte Spielzeug beim Budenschwung genüsslich wegsaugen. Keine Schuldgefühle! Wer schon mal barfuss und volle Kanne in einen Haufen Legosteine getreten ist, weiß, wovon die Rede ist. Wenn allerdings Lieblingsteile aus dem neuesten Set durchs Saugrohr knirschen, findet sich Muttern ganz schnell beim Sichten des Beutelinhaltes wieder. Hüstel. Ich habe mir früher immer vorgestellt, dass es sich bei so Autorinnen um gelangweilte schreibende Hausfrauen handelt, die mit schwarz glänzenden High End-Staubsaugern hochflorigen cremeweißen Designerteppichen zu Leibe rücken. Frauen mit Luxusproblemen eben.

Früher, das war vor den Kindern. Meine Vorstellungen waren falsch. Spätestens seit ich mich mit der Kleinfamilie im Legoland wieder fand, um den Geburtstagswunsch des Sohnemannes zu erfüllen, weiß ich: Lego geht alle an. Und es birgt wirklich jede Menge Überraschungen. Im Legoland, um mal kurz ins Detail zu gehen, dürfen sich cinephile Eltern zum 4D-Kino ins Verhältnis setzen. Das funktioniert wie folgt: Wenn auf der Leinwand ein Sturm tobt, quirlen müde Ventilatoren abgestandene Luft in den Kinosaal. Wenn die Leinwand Regen vorgaukelt, werden die Köpfe der Zuschauer sparsam mit lauwarmem Wasser eingenässt. Tröpfel. Wenn auf der Leinwand Schnee, dann im Saal Konfetti. Und so weiter. Kinder finden das toll. Eltern gehen danach gern freiwillig in 4D-sichere Multiplexe. Ein schwacher Restwiderstand bricht sich in der Ansage Bahn, dass wir nicht 3D gucken. Heute mal keine Brillen! Das Schulkind rümpft kurz die Nase, ist aber so erwartungsfroh, dass ihm ein D weniger scheißegal ist. Das Vorschulkind will Popcorn und wissen, was 1D ist. Äh. Zum Glück startet die Disney-Werbung und wird von den Kinderchen hochkonzentriert aufgesogen. Totale Hingabe, hängende Unterkiefer. Dann endlich Film ab, Schwenk auf Lego City.

Emmet, das schlichte Gemüt von nebenan, erklärt uns seine Welt. Hier ist alles super und super genormt, es wird nach Anleitung gelebt und gebaut, was das Zeug hält. Damit alles schön perfekt bleibt, will Lord Business, Herrscher of Legohausen, den ganzen Kram mit Kleber dauerhaft fixieren. Die unangepassten Meisterbauer, die never ever nach Anleitung arbeiten würden, sind schon lange abgetaucht und versuchen, zu retten, was zu retten ist. Individualität, Inspiration, Kreativität und wie sie alle heißen.

Batman, seine fesche Mieze Wildstyle und ein ganzes Rudel popkulturell bestens verlinkter Typen (von Lord Dumbledore bis zu W. Shakespeare), schwirrt durch diverse Spielwelten, beraten vom weisen Opa und Sensei Vitruvius. Letzterer ist dann auch der einzige, der dran glauben muss, bei der erfolgreichen Rettung des Steineuniversums. Die Kids finden das ungerecht, nur der Hinweis auf das hohe Alter des Verstorbenen kann sie von der Tragik seines Schicksals ablenken. Irgendwann muss halt jeder. Da springt ein Junge auf und schreit hysterisch: Star Wars! Han Solo fliegt kurz vorbei (Cameo-Auftritt quasi) und ich freu mich, weil ich so ungefähr weiß, wer das ist. Einhorn Kitty, eine eckige Regenbogen-Mischung aus Fillypferd und Monster Barbie geht allen Mädchen ans Herz, die mit der Fäuste schwingenden Wildstyle fremdeln. Die Macher haben an alles gedacht, auch an den Knicks vor der Retrowelle. Ein von den Kinderzähnen mehrerer Generationen benagter 80er Jahre-Kosmonaut (Achtung: Kosmonaut = Astronaut!) verstärkt die Schleudertruppe.

Und die Moral von der, nun ja, Geschicht? Jeder ist irgendwie was besonderes, jeder kann ein bisschen Künstler sein, oder sich wenigstens so anziehen. Sei subversiv, aber nicht zu dolle. Frei nach Beuys und RTL 2. Freunde haben übrigens vorsorglich darauf hingewiesen, dass es sich bei einem Film wie diesem T-O-T-A-L um Werbung handelt. Ja, worum denn sonst, häh?
Grit Dora