28. Januar 2009

Falt die Hände zum Gebet, morgen wird ein Ding gedreht...

Beleuchtung der Geschichte des deutschen Humors im Film - dessen Situation und Stellung
Falt die Hände zum Gebet, morgen wird ein Ding gedreht...
Liebe Spaßfilmfreunde,
Heute möchte ich mich einmal mit der Geschichte des deutschen Humors im Film beschäftigen und dessen Situation und Stellung beleuchten. Nun sind wir Deutschen schon rein geschichtsbedingt nicht unbedingt die Humorgranaten wie vielleicht andere Schenkelklopfvölker, da sich Humor schlecht mit Gehorsam, Pünktlichkeit und deutscher Härte in Einklang bringen lässt. Blicken wir mal 76 Jahre zurück. Spätestens 1933 war sowieso erstmal Schluss mit Lustig. Die, die wirklich lustig waren, hielten ab nun die Klappe oder mussten an die Front, was gar nicht mehr lustig war. Der Rest verließ das Land und wanderte nach Amerika aus. Dabei war Ernst Lubitsch wohl der erste Deutsche, der mit »Sein oder Nichtsein – Heil Hamlet!« 65 Jahre vor »Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler« eine Nazi- und Hitlerverarsche drehte. Das ist wahrscheinlich auch einer der Gründe, warum aus den USA mehr lustigere Filme kommen als aus deutschen Landen und ist in etwa so wie mit den berühmten Jeanshosen oder der Brooklynbridge. Als der Krieg zu Ende war, gab es zwar viel Freude, aber so richtig zum Wegschmeißen war das dann auch nicht. Erst mit Heinz Erhardt im Westen und Rolf Herricht, Hans-Joachim Preil und Eberhard Cohrs im Osten ging es humortechnisch wieder bergauf, wobei Heinz Erhardt eher durch den Film vertreten war als seine Ostkollegen. Nach seinem letzten Film 1972 kam eigentlich bis »Otto - Der Film« erst einmal nichts. Danach dümpelte der deutsche Humor ein bisschen gelangweilt vor sich hin und ließ nur ab und an mal einen kleinen spaßigen Pups, über den man kurz mal schmunzeln konnte, der aber fix vom Winde verweht wurde. Mit Helge Schneider erglomm dann für kurze Zeit ein neuer Hoffnungsträger am Humorfilmhorizont. Doch bedauerlicher weise gab Helge bereits mit seinem Debüt die etwas verfehlte Vorlage für alle restlichen Bühnencomedians, die es nicht schafften, ihren Humor in das Medium Film zu transportieren. Anfang der 90er wurde es jedoch mit Filmen wie Schtonk!, »Karniggels«, »Wir können auch anders…« oder »Nur über meine Leiche« dann doch noch sehr hoffnungsfroh und ungeheuer lustig. Vor allem Detlef Buck hatte und hat natürlich eine gehörige Portion Bodenhaftung, die seine Werke als ordentliche Brüller auszeichnen. Was sonst noch so daherkam, war meist unter einer bierseligen Gürtellinie anzusiedeln und sprach dann doch eher den einfacher gestrickten und schlichten Bürger an. Da der Auswurf derlei Kinofilme leider höher war als der von wirklich lustigen Produktionen, hing das Bild des humorvollen Deutschen international wieder etwas in der Schräglage und erinnerte eher an zu laute, weiße, dickbäuchige, in kurzen BaBaHosen und oben ohne bekleideten deutschen Männer und Frauen im südlichen Ausland. Warum ist das so? Es verhält sich hier unter anderem in einem Punkt wie zwischen Erich Honecker und dem Volk der DDR, Erich hatte den Kontakt zur Basis verloren und das ist in diesem Falle genauso, nur mit dem Unterschied, dass diese Produktionen teilweise wegen Volksverdummung verklagt werden sollten.
Mittlerweile hat sich in Deutschland ein so genannter Spaßklüngel gebildet, der es auch innerhalb seiner Produktionen versteht, mitwirkende eigentlich vernunftbegabte Schauspieler wie z. B. Til Schweiger wirklich glauben zu machen, dass das, was sie gerade tun, saukomisch ist. Dies gelingt nur, weil die Verbindung zur Basis gerissen ist und die notwendige Bodenhaftung gänzlich vor allem mit Geld entzogen und zugekackert wurde. Nur als Beispiel, gehen Sie mal mit Til Schweiger einen saufen und einmal mit Detlef Buck. Das Ergebnis kann ich Ihnen verraten. Mit Detlef wäre der Abend nicht so langweilig, kurz und peinlich. Fazit: Nach Regen kommt auch wieder Sonnenschein, und vielleicht versucht sich ja mal Olaf Schubert mit einem Film, von dem ich annehme, dass er eventuell das Zeug dazu hätte. Denn Olaf hat Bodenhaftung und saufen kann man auch mit dem Mann. In diesem Sinne möchte ich mit dem deutschen Filmzitat enden: Müde bin ich geh zur Ruh, decke mich mit sonst was zu, falt die Hände zum Gebet, morgen wird ein Ding gedreht.
Ihr Dr. Kurt Hanuschke