5. November 2010

Sleep you very well in your himmlig Bettgestell!

Für Tony Curtis
Sleep you very well in your himmlig Bettgestell!
Liebe Gemeinde,
2010 ist wohl wieder mal so ein Jahr, in dem einige uns ans Herz gewachsene Darsteller von oben umgebucht wurden. Erinnert mich in seiner Konstellation etwas an das Jahr 1991, als Granaten wie Klaus Kinski und Freddie Mercury im Heaven wohl eine andere Verabredung hatten. Nun hat sich Tony Curtis ausgeloggt, mit dem man aber dank Facebook immer noch befreundet sein kann. Interessanter Weise ist für den Dresdner Kinofreund Tonys Karriere im Prinzip Ende der 60er Jahre beendet. Trotzdem blieb er bis zu seinem Tode immer in unserem kinematographischen Bewusstsein präsent, was sicher nicht nur an der 8687359. Ausstrahlung von Manche mögen´s heiß liegen kann, der vor allem neben Flucht in Ketten zu dem Tony-Curtis-Film für uns Dresdenossis überhaupt wurde. Aber Tony war ja auch ein so genannter Hans Dampf in allen Gassen, dem nicht nur Elvis Presley seine Frisur zu verdanken hat. Ja, Sie lesen richtig, Elvis seine Tolle, eigentlich damals in den Fifties „Curtis Cut“ genannt, ist keine Eigenkreation des King, sondern wurde tatsächlich und yes indeed vom Master of Voice und seiner Generation voller Innen- und Außenbrunst von Tony gekupfert.

Und auch heute, 60 Jahre danach, soll es immer noch Männer geben, die sich aus purer Faulheit Pomade in die Haare schmieren. Aber seinerzeit muss das genauso inflationär gewesen sein wie heutzutage in der Neustadt, wo junge „Individualisten“ als gegenseitige Kopien herumlaufen. Tony, der eigentlich Bernard Schwartz hieß, war jedoch ein wahrer Individualist, so dass es nicht anging, dass er einen Namen trug, auf den allein in der US Army während des zweiten Weltkrieges 68 andere Kerle hörten. So wurde aus unserem Bernie Tony und aus Tony Curtis einer der bestbezahlten und beliebtesten Schauspieler Hollywoods, dessen Karriere natürlich nicht Ende der 60er vorbei war.

Dafür sorgte ab 1972 vor allem die TV-Serie „Die Zwei“ an der Seite von Roger Moore, die dank der grandiosen nicht dem Original entsprechenden deutschen Synchronisation von Rainer Brandt zum absoluten Kult und Brüller in Ost und West avancierte. Sprüche wie „Sleep well in your Bettgestell!“ kamen auch ohne Ausstrahlung im Raum Dresden im Tal der Ahnungslosen an. Dem DDR-Mangel an neuen Tony-Curtis-Filmen wollte
ich persönlich im Sommer 1989 ein Ende bereiten. Leider blieb mir eine Reise in die USA zu dieser Zeit noch verwehrt, so dass ich den jungen und blendend aussehenden Karl-Marx-Städter Beau und Leipziger Schauspielstudenten Volker Metzler castete, der dem Tony der 50er verblüffend ähnlich sah.

Leider hatte Leipzig andere Pläne, so dass meine Filmvorbereitungen in den Wendewirren untergingen und ich danach von anderen Dingen abgelenkt wurde. 21 Jahre später nun ist Volker Metzler Regisseur und Generaldirektor und mein Nachbar. Also Tony, sleep you very well in your himmlig Bettgestell!
Dr. Kurt Hanuschke