24. März 2011

Schweigääh - Das Multitalent Til-Schweiger

Til Schweiger bleibt ein Phänomen.
Schweigääh - Das Multitalent Til-Schweiger
Von der Kritik zerrissen, vom Boulevard und vom Publikum nahezu vergöttert, zieht Til scheinbar unbeirrt seine Kreise, beglückt das deutsche Volk mit gepflegter Unterhaltung auf publikumswirksamem Niveau.
Zu kritisieren gibt es vieles, Ästhetik nah am Rande des Kitsches, nicht sehr tief gehende Figurenzeichnung, Figuren wie aus einem Werbespot... Natürlich liegt es in der Natur der Sache, Äpfel können nun mal nicht mit Orangen verglichen werden. So liegen zwischen der teils kompletten Ablehnung durch die Filmkritik und "Seligsprechungen" wie z. B. durch Bild ("Ein Wohlfühl-Film zum Lachen, Schmunzeln, Mitfiebern, Weinen und Nachdenken! Kino wie es sein soll – mit Happy End.") natürlich Welten. Wir wollen auf pauschales Niedermachen verzichten, statt dessen uns mit einem kräftigen Pro dem Film nähern.

Viel beachtet und äußerst erfolgreich – reduzierend und viel zu kitschig. Die Meinungen über Til Schweiger mögen höchst unterschiedlich sein. Aber eines lässt sich nicht bestreiten, dass der Mann ein wahres Multitalent ist.
Dass er etwas auf dem Kasten hat, bekam man in den letzten Jahren mehrfach zu sehen. Schon lange ist er nicht mehr "nur" Schauspieler. Als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent machte er Filme wie »Keinohrhasen«, »Zweiohrküken« oder jüngst »Kokowääh« zu wahren Kassenschlagern.
Seine Mischung aus emotionalen Themen und gekonnter Situationskomik machen die Filme (vor allem beim weiblichen Publikum) sehr beliebt. Auf einfache und geradlinige Weise vermag Schweiger es, bewegende Geschichten zu erzählen. Besonders auffällig ist dabei, dass seine Filme einen enorm kindlich-naiven Charme besitzen. So gibt es immer „die Guten“, vornehmlich die Protagonisten, und andererseits „die Bösen“, hauptsächlich Nebenfiguren. Schweiger selbst gehört als Hauptfigur immer zu den Guten im weiteren Sinne, denn obwohl er einige ziemliche dunkle Seiten als „Henry“ oder „Ludo“ hat, ist er im Inneren ein herzensguter Kerl. Mit dieser Gutmenschwerdung und der eindeutigen Schwarz-Weiß-Einteilung schafft Til Schweiger es, die Zuschauer in eine infantile Welt zu entführen, in der es letztlich immer ein Happy End gibt.

Til Schweiger ist streckenweise wahrlich das Kind im Manne geblieben: ein wenig naiv, unschuldig und immer bereit zu träumen. Doch ganz so unschuldig ist längst nicht alles, die Nebenrollen müssen so einiges einstecken, denn stellenweise werden sie auf unschöne Weise runtergeputzt.

Immer deutlicher entwickelte sich mit den letzten Filmen der Schweigersche Stil. Seine markante Bildsprache setzt immer wieder auf fast fotografisch anmutende Motive und eine warme Farbgebung. Selbst vor überzeichneten Montagen in Zeitlupe, die nur so vor Kitsch triefen, schreckt er nicht zurück. Doch auch das gehört bei einem echten Schweiger-Film dazu.
Fehlt nur noch ein Faktor, der entscheidend für den Erfolg von »Kokowääh« und den anderen Filmen war: Emma Schweiger. Im aktuellen Film schlüpft die Achtjährige in die Rolle der kessen Magdalena und meistert diese Aufgabe mit Bravour. Kein Wunder, denn ihr Vater selbst hat ihr die Rolle auf den Leib geschrieben. Mit verschmitztem Charme und niedlichem Lächeln spielt sie sich in das Herz eines jeden Kinobesuchers.

Til Schweiger beherrscht es wie kein zweiter Deutscher Filme zu drehen, die erfolgreich sind und trotzdem die ganze Familie unterhalten, bewegen und zum Nachdenken anregen. Genau dieser Erfolg steigert die Erwartungen der Kinogänger, aber auch der Kritiker.
Stefan