28. Juni 2011

Beginners - So fühlt sich Film an.

Man muss das Rad ja nicht neu erfinden - man kann es aber besser machen und mit »Beginners« ist Mike Mills dies gelungen.
Beginners - So fühlt sich Film an.
Liebe, und vor allem gleichgeschlechtliche Liebe, wurde schon in so vielen Filmen thematisiert, dass es eigentlich kaum noch Neues auf diesem Gebiet zu erzählen gibt. Trotzdem wagt es Regisseur Mike Mills, einen weiteren Film über die Wege und Irrwege der Liebe zu drehen.

Man muss das Rad ja nicht neu erfinden - man kann es aber besser machen und mit »Beginners« ist Mike Mills dies gelungen. Er erzählt ein bewegendes Drama, das den Zuschauer in sich aufsaugt und festhält.

Zu sagen, es sei ein reiner Liebesfilm, wäre absolut falsch, denn vielmehr handelt es sich um einen „Lebensfilm“. Im Zentrum steht das Leben von Oliver (Ewan McGregor), das von seiner eigenen Liebe und der seiner Mitmenschen geprägt bzw. gezeichnet ist. Mills inszeniert die Geschichte mit so viel Fingerspitzengefühl und Brillanz, dass man förmlich Teil des Films wird. Mit interessanten Montagen leitet er gekonnt Zeitsprünge ein, die Ausschnitte aus Olivers Leben zeigen. Angefangen bei seiner Kindheit und der Beziehung seiner Eltern, über den Tod seiner Mutter sowie das Outing seines Vaters, bis hin zu dessen Tod und der Zeit danach. Zwischen diesen Zeiten springt Mills geschickt hin und er, ohne dass der Zuschauer die Orientierung verliert. All dies verstärkt und verdeutlicht das emotionale Ungleichgewicht Olivers. Doch anstatt auf die Tränendrüse zu drücken, macht Mills eines deutlich, das Leben und die Story gehen weiter.

»Beginners« steckt voller Gefühl, sei es im leicht bedrückenden Erzählstil von Mike Mills, oder wie er mit den einzelnen Charakteren umgeht. Alles ist glaubhaft und besitzt Tiefe. Besonders bemerkenswert ist der Umgang mit der Homosexualität von Olivers Vater Hal (Christopher Plummer), der sich nach 44 Ehejahren outet. Anstatt mit den üblichen Klischees um sich zu werfen, wird das Thema als das behandelt, was es ist: einfach nur Liebe mit dem Streben man selbst zu sein.
Ein Outing im Film bedeutet, wie auch im realen Leben, dass es immer noch der selbe Mensch ist, er beginnt nur, zu sich selbst zu sehen. Es ist eine Wohltat zu sehen, wie Vater und Sohn danach miteinander umgehen, denn nie zuvor waren sie so ehrlich und offen miteinander.

Auch die Beziehung zwischen Oliver und Anna (Mélanie Laurent) wird einfach authentisch dargestellt, so dass sich jeder mit der Situation identifizieren kann. Nicht zuletzt dadurch trifft der Untertitel des Films: „So fühlt sich Lieben an“ voll und ganz zu.

»Beginners« ist ein Film, wie ihn das Leben schreibt: ehrlich und glaubwürdig, mit Stellen zum Schmunzeln und zum Weinen. Dabei ist er zu keiner Zeit übertrieben oder aufgesetzt. Er stellt nicht die Emotionen in den Mittelpunkt, sondern die Menschen. Es ist schön zu sehen, dass es immer noch Filme gibt, die den Kinogängern etwas zu sagen haben.

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