8. November 2011

Pro und Contra »Planet der Affen: PRevolution«

Überflüssiges Affentheater oder wunderbare Neuinterpretation eines Klassikers? »Planet der Affen: Prevolution« polarisiert – auch in der Redaktion des Kinokalender Dresden.
Pro und Contra »Planet der Affen: PRevolution«
Pro:
Ein Klassiker (1968), vier sehr durchwachsene Fortsetzungen (1970-1973), ein lächerliches Remake (2001): Die Erwartungen an ein erneutes Abenteuer rund um den Planet der Affen waren nicht unbedingt optimistisch. Um so überraschender, wie unterhaltsam, differenziert und technisch eindrucksvoll der Film von Rupert Wyatt (»The Escapist«) letztendlich daherkommt.

Anders als die vorangegangenen Verfilmungen (mit Ausnahme von Teil 4: »Eroberung vom Planet der Affen«) widmet sich »Planet der Affen: Prevolution« den Geschehnissen vor dem Aufstand der Primaten auf der Erde. Das passt zwar zur aktuellen Ideenarmut in Hollywood, wo so genannte „Prequels“ seit einigen Jahren immer häufiger den Platz von Fortsetzungen einnehmen. Allerdings überzeugt das „Wie“ mit einer für das Blockbuster-Kino erstaunlich feinfühligen und, wie oben schon erwähnt, differenzierten Note: Die Motivation des menschlichen Hauptcharakters Will (James Franco) für sein Handeln, nämlich die Heilung seines an Alzheimer erkrankten Vaters (John Lithgow) mittels eines an Affen getesteten Medikaments, ist nachvollziehbar in die Geschichte integriert und dient an späterer Stelle auch als Auslöser für Caesars Aggression.

Caesar? Er ist zweifellos die Hauptattraktion des Films – und kein Mensch. Schauspieler Andy Serkis haucht dem Chefprimaten wie zuvor bereits Gollum und King Kong Leben ein und hat für seine Leistung nichts als Lob verdient. Nahezu dialoglos präsentiert er dank der herausragenden „Performance-Capture“-Technik ein Geschöpf voller Würde, Emotionen und, ja, Menschlichkeit, der man seine computergenerierte Herkunft in keiner einzigen Szene anmerkt. Das hebt »Planet der Affen: Prevolution« qualitativ ganz entscheidend von seinen Vorgängern ab, die noch auf die klassische Nutzung von (sehr eindrucksvollen) Masken setzten. Ein Zugeständnis an heutige Sehgewohnheiten? Sicherlich, allerdings formvollendet.
Zugegeben, was neben der sorgfältigen Charakterisierung der Figuren und der technischen Perfektion ein wenig vernachlässigt wird, ist der Spannungsaufbau. Zu geradlinig, zu wendungsarm schreitet die Geschichte voran, deren Ende zwangsläufig der Aufstand der Affen sein muss. Dieses Manko gleicht Regisseur Wyatt jedoch mit zahlreichen unterhaltsamen Anspielungen auf das Original von 1968 aus, die Kennern immer wieder ein Schmunzeln bescheren. So bastelt Caesar in einer Szene an einer Miniaturversion der Freiheitsstatue, taucht Charlton Heston im TV auf oder sind einprägsame Zitate (im englischen Original: „It’s a madhouse! A madhouse!“) zu hören.
Überraschend gehaltvoll, sehr unterhaltsam und technisch bemerkenswert: »Planet der Affen: Prevolution« ist ein rundum gelungenes Prequel, das die Liebe zum Original ebenso durchschimmern lässt wie den Willen, etwas Eigenständiges zu erzählen ohne die Affenbande lediglich wie wildgewordene Viecher auf Rachefeldzug aussehen zu lassen (ein Fehler, der Teil 4 erheblich schadet). Hoffentlich ändert sich das auch bei den nächsten cineastischen Besuchen auf dem »Planet der Affen« nicht.
Csaba Lázár

Contra
Hilfe, was war denn das? Über die »Planet der Affen«-Filme der 70er kann man wenigstens noch schmunzeln – aufgrund ihrer Technik, Machart, schlichten Geschichte – man kann sie abtun als Schnee von gestern oder sonst was. Natürlich sind sie gegenüber den heutigen Möglichkeiten heillos veraltet. Und nun? Wieweit ist das Kino gekommen? Fortschritt - Fehlanzeige! So eine krude Geschichte kann doch nicht ernsthaft die Grundlage einer „Revolution“ sein (oder vielleicht doch, wie diejenigen wissen, die die Wende bewusst mitgemacht haben). Die haben doch alle geschlafen und nicht einmal mitbekommen, wie die „Intelligenz“ über sie gekommen ist! „Herr, wirf Hirn vom Himmel“ heißt es, und Caesar (gesprochen „Sisa“) hat es wörtlich genommen. Er wusste, wo selbiges zu finden ist, und es hat über Nacht, quasi im Schlaf, gewirkt – phantastischer Quatsch.

Doch was machen Affen mit der Neuerwerbung? Über Autos gehen, statt drumherum – wie schlau – dabei ein paar Beulen hinterlassend, nur um in den Wald zu kommen!? Die Polizei muss das natürlich unbedingt verhindern – welch ein Verbrechen, auf Bäume zu klettern – das ist ja im Wortsinn „Hoch“-Verrat. Übrigens haben die Bluesbrüder Elwood und Jake schon 1980 ein viel beeindruckenderes Schlachtfeld kaputter Polizeiwagen hinterlassen (das waren Menschen, wenn auch „im Auftrag Gottes“ unterwegs, und sie waren nur zu zweit!), oder sind das die Auswirkungen der Sparmaßnahmen á la USA?

Bevor ich mich noch mehr aufrege, kurz ein Wort zu den Schauspielern: Tom Felton, bekannt als Draco Malfoy aus dem Potter-Mehrteiler, ist nun wohl sein Leben lang auf fiese Rollen festgelegt – hier gibt er den gar nicht liebenswerten Tierpfleger und ist durch seine eklige Synchronstimme sofort zu erkennen - puh, äks. Andy Serkis’ Knollennase mal live zu sehen, wäre doch auch nicht schlecht, er würde bestimmt einen guten Charakterdarsteller abgeben, statt dessen darf er immer nur anderen „Gestalten“ und „Geschöpfen“ seine Mimik leihen - wie schade. Freida Pinto (»Slumdock Millionär«, »Ich sehe den Mann deiner Träume«) wird es wohl ähnlich ergehen, lebenslänglich: Sie ist immer nur dabei, um gut auszusehen. Das kann sie mehr als phantastisch, aber etwas Schauspielerei wäre doch im Kino auch angebracht, oder ist das zu viel verlangt?
TomLacht