30. Dezember 2011

Pro und Contra »RubbeldieKatz«

Schnell und Schwungvoll - ein echter neuer Buck oder nur Rubbel die Katz?
Pro und Contra »RubbeldieKatz«
Ein neuer Buck! Den lässt sich die Redaktion des Kinokalender Dresden natürlich nicht entgehen. Mit der Einigkeit ist es nach dem Film allerdings vorbei.

Pro:
Schnell, ohne Umschweife, schwungvoll. Das in etwa versteht man unter »Rubbel die Katz!« und entsprechend rasant nimmt Detlev Bucks neuer Film auch Fahrt auf. Good old Buck veredelt die Plattitüden der Uralt-Story vom armen aber begabten Schauspieler (Matthias Schweighöfer), der sich als Frau ausgeben muss, um einmal nicht sittenwidrig niedrig entlohnt zu werden, mit hohem persönlichen Körpereinsatz und der liebevoll erzählten Rahmenhandlung von einem hübsch prolligen Männerquartett. Die vier Jungs - Schweighöfer, seine zwei hemdsärmeligen Filmbrüder Detlev Buck und Maximilian Brückner plus dito Sandkastenkumpel (Denis Moschitto) sind schlicht großartig. Sie bürgen für die nötigen Kanten und den milden Hauch Achselschweiß, der alle Buck-Filme auszeichnet.

Matthias Schweighöfer kommt im Schauspielerinnenfummel so brillant rüber wie Jack Lemmon und Tony Curtis und sieht Klassen besser aus als Dustin Hofmann in »Tootsie«. Der allerdings musste in den schlimmen 1980ern als Frau antreten. Tja, die Schulterpolster.

Schweighöfer jedenfalls spielt erstaunlicher- oder auch nicht erstaunlicherweise genauso gut wie die alten Premium-Kollegen und ringt dem schwer klamottigen Thema ein paar weitere Umdrehungen ab. Schauspielerische Schützenhilfe bekommt er von Buck, der in seiner Rolle als Möchtegern-Manager seinen bewährten norddeutschen Charme auffährt. Der Regisseur Buck wiederum hat die altbekannte Geschichte um ein paar abseitige Handlungsstränge ergänzt, die zielsicher ins Leere laufen und mit wunderbar absurden Momenten glänzen.

Leider sind die Leitszenen am Filmset flach wie Zelluloidschnipsel. So ist das Gewerbe eben, scheint Buck zu sagen – und nix gegen Schenkelklopfer an der richtigen Stelle. Soweit OK, nur kackt die Story nach der Enttarnung der vermeintlichen Schauspielerin unbarmherzig ab. Offenbar wusste nur Billy Wilder, wie man so was hochkomisch zu Ende bringt. Bei Buck wallt plötzlich unglaubwürdiges Herzeleid über die Leinwand. Keine Entspannung an der Klischeefront. Das glückliche Ende passt zu Weihnachten, ist aber ziemlich fad. Die Spieler reißen es trotzdem halbwegs raus. Neben dem faszinierend auf seinen Stilettos wankenden Matthias Schweighöfer stöckelt Alexandra Maria Lara als angesagte, aber sozial total unterbelichtete Filmdiva souverän durch alle Klischees. Frau Lara sieht wie immer irre adrett aus, auch wenn sie in einen Stapel Autoreifen kotzt. Vermutlich hat sie das vertraglich festlegen lassen. Detlev Buck ist eben ein netter Kerl.
Grit Dora


Contra:
Schon der Vorspann macht klar: Gleich folgt ein Film, der will keinem was Böses. In Trickfilmform stolziert da eine freche Katze vor der Schnauze eines offenbar nicht allzu cleveren Hund herum, fährt Cabrio und lässt den Kläffer blöd in der Gegend rumstehen. Hat zwar nix mit der Geschichte zu tun, sieht aber nett aus und endet mit einem etwas holprigen Übergang in die reale Handlung. Wobei der Begriff „real“ hier relativ ist. Denn eigentlich verfolgt die Komödie von Buck vielmehr den Versuch eines jungen Mannes (Matthias Schweighöfer alias Alexander), die Realität auszublenden, als Frau verkleidet Karriere zu machen und die Liebe seiner Herzdame zu gewinnen.

Rein optisch klappt das schon mal hervorragend. Die Maskenbildner haben sich bei der „Umwandlung“ ihres Hauptdarstellers von Alexander in Alexandra richtig viel Mühe gegeben. Wie passend, dass es ihm das Drehbuch so leicht macht mit seinem Namen – seine Kumpels Jürgen, Jan und Basti hätten es da ungleich schwerer gehabt. Aber sei’s drum: Schweighöfer ist als Dame tatsächlich sehr ansehnlich, Laufen in High Heels inklusive.

Die Idee, die schon oft genutzte Prämisse eines Mannes in Frauenkleidern zu modernisieren und in die Welt des Filmbusiness zu verlegen, bietet per se viele Möglichkeiten, den Schönheitswahn der Promis auf die Schippe zu nehmen. Leider interessiert sich das Skript aus der Feder von Anika Decker und Detlev Buck jedoch wenig dafür. Überhaupt wirkt der platte Humor der Szenerie nicht wie ein typischer Buck, sondern vielmehr wie eine Variation von Til Schweigers »Keinohrhasen« und Co., den Decker als Autorin mit verantwortete. So verwundert es auch kaum, dass Hauptdarsteller Schweighöfer in »RubbeldieKatz« wieder einen sympathischen, etwas chaotischen, aber immer gut gelaunten Kerl gibt, den man als Zuschauer einfach gern haben muss. Gähn!!! Wer braucht schon einen Charakter mit Ecken und Kanten, an denen man sich stoßen könnte?

Es macht ja auch viel mehr Spaß, sich die Amis und ihre (typischen?) Verhaltensweisen vorzuknöpfen. Die kämen nämlich nur nach Deutschland, um unglaubwürdige Filme über den Nationalsozialismus zu drehen, seien eingebildet und äußerst dünnhäutig. Unübersehbar standen für diese halbherzige Persiflage auf Hollywood »Inglourious Basterds« und Quentin Tarantino Pate – womit der Gag jedoch rasch zum Rohrkrepierer verkommt. Denn wenn man Hollywoods dummes Schubladen-Denken schon veräppeln will, so sollte man dies nicht unbedingt anhand jenes Mannes machen, der mit seinem Können, Wissen und Auftreten der Traumfabrik regelmäßig den Mittelfinger entgegenstreckt.

Richtig ärgerlich wird es spätestens dann, wenn sich »RubbeldieKatz« aus Mangel an eigenen Witzen schamlos an »Der WiXXer« bedient, um einen Charakter wie Hatler (im Original: Christoph Maria Herbst, hier: Max Giermann) präsentieren zu können. Dass dieser anschließend noch einen Gag mit roten Rosen machen darf (siehe Bastian Pastewka in »Neues vom WiXXer«), unterstreicht die Armut eigener Kreativität abermals.

Fazit: »RubbeldieKatz« ist überraschungsarmes Kino mit einem Schweighöfer auf Autopilot, Witzen aus der Konserve und einem Autorengespann, das es besser machen könnte (Buck) oder schlicht nicht besser machen will (Decker).
Csaba Lázár

http://www.Rubbeldiekatz-film.de