20. September 2012

Die Dümmsten sterben zuerst

Im Cinemaxx Prometheus gucken
Die Dümmsten sterben zuerst
Es gilt, Ridley Scotts »Alien«-Prequel zu besichtigen. Wie ist das eigentlich, gibt es bei Previews generell keine Werbung? »Prometheus – Dunkle Zeichen« jedenfalls geht nach kurzem Eisrumgemache sofort los. Das Saallicht kann so schnell nicht folgen. Schön zu wissen, dass Kinos noch nicht ausschließlich von Maschinen betrieben werden. Oder reagieren die schon so menschlich? Sollte man gelegentlich herausfinden. Ich bin mit einer Freundin da, die keinerlei »Alien«-Kenntnisse hat und erwähne für alle Fälle, dass mit reichlich Schleim zu rechnen ist. Viel weiter reicht mein Fachwissen nicht. Science-Fiction-Filme können von mir aus die anderen gucken. Aber die »Prometheus«-Plakatierung hat hingehauen. So schön düster (ich sag nur Rammstein, Laibach, Metropolis) und ein Film von Ridley Scott mit Michael Fassbender wird schon nicht ganz schlecht sein.

Jetzt also geht’s, ein Kalauer darf sein, zurück zum Urschleim. Gigantische Wasserfallaufnahmen in 3D drücken uns in die Sitze. Ein weißes Wesen trinkt aus einem schwarzen Töpfchen und stürzt sich in die Fluten (Island!). DNA-Ursuppe brodelt. Scott handelt seine Version der Schöpfungsgeschichte in atemberaubender Geschwindigkeit ab. »Prometheus« hat mit »2001: Odyssee im Weltraum« viel mehr zu tun als mit den vier »Aliens«. Der Beginn wirkt wie eine Antwort auf Kubricks berühmten Prolog. Das Finale enthält dann ein paar grob eingehäkelte Verweise auf »Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt«. Dazwischen findet streckenweise wirklich ganz großes Kino statt. Scotts düster phantastische Bildsprache ist eine Wucht.
Leider wird auch gesprochen. Dialoge vom Plattesten. Die Raumfähren-Crew, die auch in den anderen Filmen der »Alien«-Reihe eine bunt gemischte Schleudertruppe war, besteht fast komplett aus eindimensionalen Dämlacken. Logisch, dass die alle dran glauben müssen und die dümmsten natürlich zuerst. Erleichtertes Aufatmen, als die Deppen den Geist aufgeben. Je weniger Leute auf der Leinwand, desto weniger Text. Warum nur hat Scott keinen Stummfilm gemacht? Dann wäre auch der verschwurbelte Soundtrack auszuhalten.

Also Ohren zu und Augen auf: Aha, Archäologen tragen auch im Jahr 2089 des Herrn irgendeine Jack Wolfskin-Mammut-Mischung und sehen aus wie die Waldkindergärtner von heute. Ridley Scotts Outfit-Visionen sind wirklich rabenschwarz. Doch Noomi Rapace können Outdoor-Klamotten nicht entstellen. Beim Anblick der schnittigen Raumfähre wiederum wünsche ich mir, Set-Designer würden auch Fahrradlampen entwerfen. Tolle Optik und alles so schön stufenlos verstellbar. Die Helme der Astronautenanzüge sind gleichfalls eine Steilvorlage für Funktionskleidung im Fahrradsport. Anders das Raumschiff der Außerirdischen. Von H.R. Giger entworfen, kommt es auch entsprechend gestrig daher. Eine prähistorische Unform irgendwo zwischen Hufeisen und Bumerang.

Gestartet hat es jener weiße Riese, der in Alien Numero Uno noch erstarrt im Kommandosessel saß. Charlize Theron wird damit platt gemacht. Schade, denn ihr Chef-Kostüm ist wirklich heiß und zitiert noch mal allerliebst die intergalaktischen Damen in Kubricks Meilenstein. Dann sind wirklich alle hin, außer Noomi Rapace und Michael Fassbender, der den sprechenden Kopf spielen darf. Hat ihn bestimmt gereizt, diese Herausforderung. Die beiden fliegen ab. Zurück bleibt der weiße Riese, aus dessen Brustkorb das erste Alien krabbelt. „Viel Logik hab ich da nicht erkennen können“, sagt die Freundin. Da kann ich auch nicht helfen. Hauptsache, die Dummen sind tot.
Grit Dora

http://www.prometheus-derfilm.de