7. Juni 2013

Pro und Contra »Hai-Alarm am Müggelsee«

Ein gutes Dutzend kluger Köpfe lässt die Sau raus
Pro und Contra »Hai-Alarm am Müggelsee«
Redaktion und Kinobetreiber geraten bei »Hai-Alarm am Müggelsee« ganz schön aneinander. Der Film sorgt für erfrischende Diskussion und sehr verschiedene Sichten nicht nur auf den schönen Müggelsee.

PRO:
„Der Film ist sehr speziell, entweder man liebt ihn oder man hasst ihn.“ (Tom Schilling). Kann ich nach vierwöchigem Kinoeinsatz bestätigen. Viele lachen, aber nicht alle, einige gehen. Nun wird noch kolportiert, der Film wäre bei den Kritikern nicht so gut angekommen. Kann ich so nicht bestätigen. Außer von meinen lieben Freunden der „Sächsischen Zeitung“ und von meiner lieben Freundin Renate Holland-Moritz im „Eulenspiegel“ habe ich keinen Verriss entdeckt. Von „epd-Film“ über „taz“, „Süddeutsche“ und „Spiegel“ nur Wohlwollendes mit geringfügigen Nörgeleien. Aber die Nörgeleien bei Filmkritikern müssen zwangsläufig sein, da sie selbst von Haifischen mehr verstehen als Hemingway, Heyerdal und Spielberg zusammen. So einem Trash wie »Hai-Alarm am Müggelsee« ihre vorbehaltlose Anerkennung zuteil werden zu lassen, könnte sie angesichts amtierender oder rotierender Chefredakteure ihren BeRuf kosten. Damit habe ich kein Problem und bin, schon zwecks zwingend nötiger Steigerung unseres Börsenkurses, zum absoluten Pro bereit.

Kaum ein Thema des täglichen politischen Kasperle-Theaters der Bundesrepublik Deutschland wird in diesem Film ausgelassen. Steuerbetrug, Ökoschwindel, Kinderbetreuung, Bürokratie, Korruption, Medien, Investitionsruinen, lächerlicher Wahlkampf. Alles nur angedeutet. Nichts wird ernst genommen. Aber was nützt uns denn das „ernst nehmen“. Es gibt einige Sendungen im Fernsehen, die solch angeführte Themen ernst nehmen wollen. Aber abgesehen davon, dass sie auf Sendeplätze kurz vor oder nach Mitternacht verbannt sind, was haben sie verändert? Mit Verlaub gesagt, nichts. Dann gibt es noch Satire. Haußmann und Regner meinen, sie hätten Satire gemacht.

Stimmt nicht. Satire ist, was Welke im ZDF und Schaller in der „Sächsischen Zeitung“ machen. Was „Hai-Alarm“ macht, ist Zynismus. Ein gutes Dutzend kluger Köpfe lässt die Sau raus und baut ihren Frust über unsere Gesellschaft ab. Ich persönlich engagiere mich ja gerne weiter in kulturellen und sozialen Projekten, aber angesichts einer Landesmutti, die bar jeder Visionen und mangels Alternative die nächste Wahl gewinnen wird, geht es mir ähnlich wie den Filmemachern - zynische Resignation. Davon ist »Hai-Alarm« knapp zwei Stunden Entspannung und Begegnung mit Gleichgesinnten.
Frank Apel


CONTRA:
Als ich den großen Saal der Dresdner Schauburg zur besten Kinozeit 21 Uhr betrat und die dreizehn, vielleicht waren es fünfzehn Zuschauer sitzen sah, hätte mir eigentlich schon alles klar sein müssen. Nicht zuletzt bin ich nur deshalb bis zum Ende sitzen geblieben, weil ich angetreten bin, meine Meinung zu diesem, nennen wir es mal liebevoll - Film, zu schreiben. »Hai-Alarm« ist ja thematisch sehr ostig, da hätte man an der Stelle auch „Streifen“ gesagt.

Genau genommen ist es meiner Meinung nach schon so, dass der geneigte Kinogänger, der kein Berliner ist und der, der nach 1970 geboren wurde, nicht wirklich etwas mit dem Film anfangen kann. An der Stelle vielleicht ein kurzer Abriss der Handlung.

Zwei Jungen kaufen im Zooladen einen niedlichen kleinen Fisch fürs Kinderzimmer. Der als Zierfisch deklarierte Fisch, der ein Produkt des DDR/RGW-Wirtschafts-Procederes ist (was so funktionierte: Du bekommst die beiden Apfelsinen, wenn Du die faule Banane mit kaufst) nimmt wider Erwarten gigantische Körpermaße an und muss irgendwann in der Wanne gefüttert und später im Müggelsee ausgesetzt werden. Das erfährt man aber erst zum Schluss. Zunächst wird Michael Gwisdek, dem Bademeister, die Hand abgebissen, was eines der wenigen Gags war. Überhaupt sind die wenigen Lacher allesamt im Trailer versammelt und der Trailer ist kurz.

Der ganze gespielte Aufruhr im Ort ist so derart an der Nase herbeigezogen, die Dialoge sind schlecht, klingen bei den weniger bekannten Schauspielern auch schlecht gesprochen, schlecht gespielt, es wirkt alles fürchterlich bemüht und krampfig. Das durchgängig melancholische Gitarre-Mundi-Gedudel von Leander Haußmann und Sven Regener passt überhaupt nicht zur Story, die ja eigentlich lustig sein will.

Katharina Thalbach hat in den wenigen Auftritten, die sie hatte, noch als Einzige dem Film etwas Klasse verliehen. Selbst der von mir sehr geschätzte Henry Hübchen schien nicht sehr glücklich darüber zu sein, was er da reden und spielen sollte.

Selbst für ein Friedrichshagener Stadtfest wäre es fraglich, ob es eine gelungene Einlage wäre.
BSC