22. Dezember 2016

2016 war herzzerreißend! Teil 1

Was waren Highlight, German Highlight und Flop? Welche Filme haben unsere Autoren „Leider nicht...“ oder „Zum Glück nicht gesehen“? Fragen, die nicht ganz unwichtig sind.
2016 war herzzerreißend! Teil 1
Julio Espin Highlights 2016: »Batman v Superman: Dawn of Justice« & »Zoomania« German Highlight: »Tschick« Enttäuschungen 2016: »Suicide Squad« & »Captain America: The First Avenger« Leider nicht gesehen: »The Revanant - Der Rückkehrer« & »Tarzan« Zum Glück nicht gesehen: »The Witch« Das Jahr 2016 war nichts, wenn nicht ereignisreich. Ein ganzer Batzen an Entertainern starb, ein anderer Batzen an Entertainern hatte politischen Erfolg. Und auch auf den Kinoleinwänden gings ganz schön ab. Gleich zu Beginn gab es mit Quentin Tarentinos »The Hateful 8« ein für ihn relativ ruhiges aber natürlich intensives, brutales und großartiges Werk zu sehen, das auch locker auf Theaterbühnen Anklang finden würde. Weiter ging es mit »Deadpool«, welcher selbst Hasser von Superheldenstreifen hoch erfreut aus den Kinosälen entließ und Ryan Reynolds endlich die Superheldenrolle gab, für die er quasi geboren wurde. »Zoomania« bildete das Animationshighlight des Jahres. So war es nicht nur begeisternd für Erwachsene wie auch Kinder, sondern hatte auch ernste Themen wie Rassismus und Diskriminierung butterweich verpackt. »Batman v Superman: Dawn of Justice« spaltete Kritiker und Publikum. Während die einen nur dunkelgraue Drama-Action sahen, erkannten die anderen es als endlich mal bedeutungsvoller Start einer Superhelden-Filmreihe. Dieser starke Auftakt wurde dann von DC und Warner Brothers auch gleich sagenhaft eingestampft und zunichte gemacht, in dem sie »Suicide Squad« zur Veröffentlichung freigaben. Wie dies geschehen konnte, ist aller Welt ein Rätsel. Sowohl Drehbuch also auch Schnitt gehören den Verantwortlichen links und rechts um die Ohren gepfeffert, mit Bitte um ein wenig mehr Muse. Aufgrund des super Trailer fanden sich dennoch genügend zu enttäuschende Seelen, um dem Studio rund 800 Millionen Dollar einzuspielen. Der Sommer wurde gestopft durch unspektakuläre Reboots wie »Ghostbusters«, »The Jungle Book« oder »Independence Day: Resurgence«. Keiner davon war ein wirklicher Reinfall, aber vermissen würde sie auch keiner. Zum Ende des Jahres kam mit »Nerve« noch ein Überraschungserfolg in die Kinos. Ein Film perfekt für die zunehmende Digitalisierung unserer Welt und Warnung an eine Social-Media-affine Jugend. Würde »Black Mirror« je eine Hollywoodadaption bekommen, sähe sie so aus wie »Nerve«. Kurz vor Schluss gab es mit »Doctor Strange« noch ein visuelles Schmankerl, das sich wie »Deadpool« auch angenehm von den 08/15 Handlungen anderer Marvel-Filme abhob. Jetzt noch ein paar Mal schlafen und dann können wir uns auch gleich ins Kinojahr 2017 stürzen. Julio Espin Viktoria Franke Highlight 2016: Müsste ich aus allen eins picken, dann »Arrival«. Ich hab ihn nicht verstanden und er war dennoch großartig! German Highlight: »24 Wochen« – zum Nachdenken, Heulen und Hut-Ziehen Enttäuschungen 2016: »Amerikanisches Idyll«, »Girl on the Train« – man hätte es bei den Büchern belassen sollen! Leider nicht gesehen: »Toni Erdmann« Zum Glück nicht gesehen: Ben Batman Affleck vs. diesen anderen Strampelanzugmann Zum Jahresende wimmelt das Internet von Memes und Videos über das Jahr 2016. Das ist auch gut so, denn 2016 war herzzerreißend, erschreckend und irritierend - leider nicht nur im Kino. Dabei begann das Kinojahr herausragend: Frisch aus Kanada zurückgekehrt, ab ins Dresdner Kino und die ganze Gewalt der Natur in »The Revenant« noch einmal erleben – herrlich! Ähnlich begeistert war ich von »The Jungle Book«. Leider musste ich den Film in Frankreich schauen – mit klobiger 3D-Brille auf der Nase und wenig Ahnung, was auf der Leinwand passierte. Doch das war völlig egal, denn Geschichte, Bilder und Musik sprachen für sich. Ich war wieder ein kleines Kind, lachte und weinte trotz Sprachbarriere und erfreute mich am kuscheligen, zum Greifen nahen Fell der Wolf-Butzies. Die nächsten Highlights kamen erst nach dem Sommerloch: Seien es die bezaubernden (wenn auch unverständlichen) Bilder von »Arrival«, die verlorene Dorie im weiten Meer oder die herrlich schief singende Meryl Streep als »Florence Foster Jenkins«: Als die Welt grauer (bzw. oranger) wurde, wurde meine Filmauswahl bunter! Zumindest meist, denn mein deutsches Highlight des Jahres brachte viele Tränen. Bei der Premiere von »24 Wochen« hatte ich die Ehre, die Regisseurin vor und nach dem Film zu interviewen. War das Gespräch vor dem Film noch professionell geplant, war es danach pure Emotion (mit Kloß im Hals). Ein wunderschöner Film über ein zutiefst privates Thema, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird! Komplett vergessen möchte ich hingegen meine Flops des Jahres. »Girl on the Train«? »Amerikanisches Idyll«? Unfälle auf der Leinwand! In beiden Fällen wurden zwei sehr gute literarische Vorlagen komplett in den Sand gesetzt. Da hätte ich lieber nochmal die Bücher lesen sollen! Zum Abschluss fehlt nur noch eins auf meiner Liste – jener Film, den ich leider verpasst habe: »Toni Erdmann«. Entgegen früherer Skepsis weiß ich nun, dass ich den schleunigst nachholen sollte. Sonst ist das Filmjahr 2016 einfach nicht komplett… Viktoria Franke