31. Januar 2017

»How to Sell a War« – Arthousekino schaut hinter die Kulissen

Marcus H. Rosenmüller und das perfekte Ich sowie die großen Fragen
»How to Sell a War« – Arthousekino schaut hinter die Kulissen
Der Vergabeausschuss der Mitteldeutschen Medienförderung GmbH (MDM) hat in seiner zweiten Sitzung 2016 am 20. April Fördermittel in Höhe von 4.286.100 Euro für insgesamt 25 Projekte vergeben. Darunter waren Produktionsförderung für folgende Projekte: Marcus H. Rosenmüller (»Wer früher stirbt ist länger tot«) inszeniert nach dem Drehbuch von Nora Lämmermann und Simone Höft die Kinderkomödie »Unheimlich perfekte Freunde« um den verspielten Frido, der sich im Spiegelkabinett des Jahrmarkts einen strebsamen Doppelgänger erschafft. Als sich sein Freund Emil ebenfalls ein perfektes Ich besorgt und die Doppelgänger ein Eigenleben entwickeln, gerät nicht nur die Freundschaft der beiden Jungs in Gefahr (Viafilm, 300.000 Euro). 350.000 Euro erhält die Hallesche Firma 42film für die Satire »How to Sell a War«, den ersten Debütspielfilm des Regisseurs Rudolph Herzog (»The Heist«). Fünf Tage vor dem größten Antikriegskonzert aller Zeiten rufet Moskau, das sich im Krieg mit Georgien befinden, unerwartet den Waffelstillstand aus. Harry Hope, Rocklegende und Organisator, weigert sich, das Event abzusagen, und schickt die PR-Managerin Kate und ihr Team kurzerhand in die Krisenregion, um den Krieg um jeden Preis wieder ausbrechen zu lassen. Nach seinem Debütfilm »Wir waren Könige« (Foto, der bestens besetzte Thriller über den Zusammenprall gefrusteter Polizisten, einer Clique und eines 13-jährigen Jungen.ging leider im Kinoalltag unter) kehrt Philipp Leinemann mit dem Politthriller »Das dritte Sterben« auf die Kinoleinwand zurück. Darin kommt der erfahrene BND-Experte Behrens den wahren Gründen eines US-Drohnenangriffs sowie Verstrickungen von Regierung, BND und Waffenindustrie auf die Spur (Walker + Worm, 250.000 Euro). Auf eine Reise in die Vergangenheit schickt der israelische Regisseur Jorge Gurevich die Helden in seinem Film »Back to Maracana«: Der nach Israel emigrierte Samuel fährt gemeinsam mit seinem Sohn Roberto und Enkel Tali zur Fußballweltmeisterschaft in die alte Heimat Brasilien. Ihr turbulenter Aufenthalt fördert ein altes Familiengeheimnis zutage und bringt die drei Männer trotz aller Unterschiede und Widrigkeiten näher zueinander (ostlicht filmproduktion, 160.000 Euro). Der Dokumentarfilmer Jan Lorenzen begibt sich mit »Die alte Frau und der Schleier« auf eine filmische Recherche, die ihren Anfang mit einem Foto aus den 1920er Jahren nimmt. Darauf reißt sich im muslimisch geprägten, zentralasiatischen Teil der jungen Sowjetunion eine Frau den Schleier vom Gesicht. Der Film untersucht die Folgen der Zwangs-Entislamisierung und den bis heute anhaltenden Widerspruch von Religion und Emanzipation muslimischer Frauen in der Geschichte und Gegenwart (Hoferichter & Jacobs, 70.000 Euro). Schon in der DDR war er eine schillernde Persönlichkeit, nach der Wende stieg Judy Lybke mit seiner Galerie EIGEN+ART in die oberste Liga der internationalen Kunstszene auf. Der Filmemacher Jürgen Ast spürt im Porträt »Hey, Judy!« dem Phänomen, der Person und dem Weg Lybkes nach (kineo Filmproduktion, 40.000 Euro). Der experimentelle Dokumentarfilm »Playhouse of A.« von Benjamin Schindler nähert sich in poetischer Form den Ursprüngen jener Mythen, die durch das Hollywoodkino Teil des kollektiven Unterbewusstseins geworden sind. Er eröffnet eine ungewöhnliche Perspektive auf die USA im Zeitalter Trumps als eine wahrgewordene Kulissenwelt – gefangen im eigenen Kosmos aus Bildern und Ideologien (Zeitgebilde Filmproduktion, 21.000 Euro). Im Bereich Neue Medien fördert die MDM die Entwicklung des VR-Games »Call her Lotte« von Anne-Kathrin Wetzel und Michael Geidel (MiriquidiFilm, 50.000 Euro) sowie die transmediale Web-Dokumentation »Die DNA unserer Städte« von Christian Friedrich, Paul Heisig, Nadja Mönch und Michael Schönherr (Hoferichter & Jacobs, 30.000 Euro).

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